Eine Maske wie keine andere
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07. Mai 2020
13:30
Im Gegensatz zu uns, die wir das «Sünnele» einfach geniessen resp. die hautbräunende Wirkung der Sonnenstrahlen schätzen, ist die Sonnenenergie für Eidechsen lebensnotwendig. Wie alle wechselwarmen Tiere sind sie nicht in der Lage, mit ihrem Stoffwechsel eine konstante Körpertemperatur zu halten. Nach der Schlafphase müssen sie sich zuerst auf «Betriebstemperatur» bringen. Erst dann gibt ihnen ihre Bewegungsmuskulatur die notwendige Geschwindigkeit zum Jagen oder zur Flucht vor ihren Feinden.
Mauereidechsen sind nicht sehr anspruchsvoll in Bezug auf ihren Lebensraum. Einige Dinge müssen jedoch stimmen: Sie bevorzugen trockene, warme und steinige Standorte mit Südexposition, wo sie ausgiebig Sonnenbaden können. In der Nähe braucht es Schlupfwinkel in Form von Mauernischen und Hohlräumen, wo sie sich blitzschnell vor Feinden verstecken können. Diese nutzen sie auch als Unterschlupf in der Nacht und zum Überwintern. Ebenfalls notwendig ist eine gewisse Vegetationsschicht, wo sie ihre Lieblingsnahrung finden. Mauereidechsen jagen vor allem Insekten, Spinnentiere und Asseln. Gelegentlich fressen sie auch Regenwürmer oder ernähren sich vegetarisch von Beeren und Samen.
Von Rebbergen bis zu Bahndämmen
Solche Bedingungen finden sie beispielsweise in Rebbergen (erstes Bild in der Galerie: Rebberg Oberflachs). Diese sind meist südexponiert und weisen Vertikalstrukturen in Form von Mauern auf, im Idealfall sind es nischenreiche Natursteinmauern. Ansonsten besiedeln sie viele andere Lebensräume wie Geröllhalden, Steinbrüche, Kiesgruben, Ruinen, steinige Wegränder und Bahndämme (zweites Bild in der Galerie: Bahndamm bei Villnachern). Sie scheuen die Nähe des Menschen nicht und leben auch in urbanen Gebieten und in Hausgärten mit einem gewissen «steinigen Anteil».
In der Schweiz gibt es zwei Verbreitungsschwerpunkte der Mauereidechse. Zum einen ist dies die Südschweiz, d.h. Tessin, Wallis und Bündner Südtäler. Zum anderen sind es die Jurasüdhänge von Genf bis zur Lägern. Daneben gibt es mehrere inselartige Vorkommen in der Zentral- und Ostschweiz. Bemerkenswert ist vor allem, dass sich die Art sehr stark entlang von Bahnlinien verbreitet hat. An Bahndämmen werden auffällig häufig Mauereidechsen gesichtet, deren Zeichnung sich von den gebietstypischen Tieren unterscheidet. Es wird vermutet, dass sie aus anderen Gebieten per Bahn als «blinde Passagiere» eingereist sind. Eine der grössten eingewanderten Mauereidechsen-Populationen lebt auf dem Gelände des Zürcher Hauptbahnhofs. Die SBB haben dort spezielle Schutzmassnahmen für diese «Neubürger» eingerichtet.
Das Jahr der Mauereidechse
Mauereidechsen verbringen die kalte Jahreszeit in der Winterstarre in Mauernischen und Erdlöchern. Wenn in milden Wintern die Temperaturen über 15°C steigen, wie dies auch im vergangenen Winter der Fall war, lassen sie sich bereits ab Mitte Februar erstmals von der Sonne aufwärmen. Die eigentliche Aktivitätsperiode beginnt nördlich der Alpen im März oder Anfang April. Die Paarungszeit ist geprägt von heftigen Kämpfen und wilden Verfolgungsjagden zwischen den männlichen Rivalen. Danach produziert das Weibchen 2 bis 3 Gelege, die zwischen 2 und 10 Eier umfassen. Die mattweissen, pergamentartigen Eier werden in kleinen Höhlen am Ende eines 10-20 cm langen Ganges ins lockere Erdreich gelegt, manchmal auch in Mauerspalten oder unter Steine am Boden. Obwohl Mauereidechsen sehr wärmeliebend sind, vertragen sie Temperaturen über 33°C schlecht. In der heissesten Sommerzeit ziehen sie sich daher gerne in kühlere Mauernischen zurück. Im Oktober oder November endet die Aktivitätsperiode mit dem Beginn der Winterruhe.
Die Mauereidechse (Podarcis muralis) …
... gehört zu den Echten Eidechsen (Lacertidae), einer Reptilienfamilie innerhalb der Schuppenkriechtiere. Die Vertreter dieser Familie kommen in Europa, Afrika und Asien vor. Die Mauereidechse hat einen schlanken, stark abgeflachten Körper und einen spitzen Kopf. Der Rücken zeigt in der Regel eine hell- bis mittelbraune, graue oder grünliche Grundfärbung. Die Farbe der Bauchseite variiert von Weiss über Gelb bis hin zu Orange bzw. Rötlich. Jungtiere und Weibchen (auf dem ersten Bild in der Galerie das untere Tier) besitzen ein dunkelbraunes Flankenband. Meist ist auch ein mehr oder weniger durchgehender dünner Rückenstreifen vorhanden. Beim Männchen ist dieser Streifen deutlich netz- oder fleckenartig aufgelöst. Einige Tiere besitzen an der Unterseite der Flanke oder oberhalb der Vorderbeine bläuliche Flecken (zweites Bild in der Galerie). Die maximale Körperlänge beträgt 75 mm. Der Schwanz ist etwa doppelt so lang wie der Körper, die maximale Gesamtlänge der Tiere reicht bis 225 mm.
Mauereidechsen werden durchschnittlich 4 bis 6 Jahre, maximal 10 Jahre alt. Ihre zierliche flache Gestalt ist ganz dem Leben an senkrechten Flächen und in engen Spalten angepasst. Als Feinde der Mauereidechse gelten neben dem Menschen die Hauskatze sowie verschiedene Schlangen- und Vogelarten. Das nachfolgende Bild zeigt einen Rotmilan mit einer Eidechse in den Fängen.
Mauereidechsen werden durchschnittlich 4 bis 6 Jahre, maximal 10 Jahre alt. Ihre zierliche flache Gestalt ist ganz dem Leben an senkrechten Flächen und in engen Spalten angepasst. Als Feinde der Mauereidechse gelten neben dem Menschen die Hauskatze sowie verschiedene Schlangen- und Vogelarten. Das nachfolgende Bild zeigt einen Rotmilan mit einer Eidechse in den Fängen.
Gegen Angriffe von Feinden haben Eidechsen einen raffinierten Abwehrmechanismus entwickelt. Der Schwanz kann an einer vorgegebenen Sollbruchstelle abgeworfen werden. Nach dem Abwurf zuckt der Schwanz heftig und verwirrt den Angreifer. Das Tier kann sich so aus dem Staub machen. Die Bruchstelle ist mit speziellen Schliessmuskeln versehen, so dass der Blutverlust gering bleibt. Der Schwanz kann später regeneriert werden. Dieser Vorgang wird als Autotomie (griech. für Selbstverstümmelung) bezeichnet. Nachfolgendes Bild zeigt eine Mauereidechse mit frisch abgeworfenem Schwanz.
Verwandte Arten
Zwei verwandte Arten der Mauereidechse sind die Zauneidechse und die Smaragdeidechse. Die Zauneidechse (erstes Bild in der Galerie) lebt vorwiegend im Schweizer Mittelland. Sie wirkt etwas plumper als die Mauereidechse, die Männchen haben jedoch eine sehr schöne grün-braune Färbung. Die Information im Zeitungsartikel zu diesem Blogbeitrag, dass die Mauereidechse Reptil des Jahres 2020 ist, stimmt nicht.
Die Smaragdeidechse (zweites Bild in der Galerie) ist das eigentliche Juwel unter den Eidechsen und mit 32 cm unter den einheimischen auch die grösste. Hierzulande beschränkt sich ihr Vorkommen auf die klimatisch wärmsten Regionen: Wallis, Tessin, Bündner Südtäler, Genf. Nördlich von uns gibt es aber auch eine grössere Population, nämlich im Kaiserstuhl-Gebiet bei Freiburg im Breisgau, dem wärmsten Ort Deutschlands.
Eine weitere Verwandte ist die Waldeidechse, sie ist lebendgebärend (ohne Bild).
Gefährdung und Schutz der Mauereidechse
Die häufig eher kleinen und isolierten Populationen unterliegen einer Vielzahl von Gefährdungen. Beispiele sind: Aufforstungen im Bereich von Steinbrüchen, Abraumhalden und Steinschüttungen, Verkehrswegebau und -ausbau, Siedlungserweiterungen, Ersatz von Mauerwerk durch fugenlose Mauern bzw. vollständiger Abriss von Trockenmauern (auch innerhalb von Ortschaften), Sanierungs- und Restaurationsmassnahmen an Ruinen und Burgen, Lärmschutzwände an Bahnanlagen.
Wichtig sind die Aufrechterhaltung der traditionellen Bewirtschaftung in den Weinberglagen sowie die Erhaltung und Pflege brachliegender Sekundärstandorte, z.B. in Steinbrüchen oder an Bahndämmen, Strassen- und Wegrändern. Insbesondere ist die zunehmende Beschattung im Rahmen der natürlichen Sukzession (Verwaldung) zu verhindern. Erhalten und wiederhergestellt werden sollten wertvolle Habitatstrukturen wie Trockenmauern, Steinriegel und freie Felsabschnitte auch innerhalb von Ortschaften und Städten sowie im Bereich von Burgen und Ruinen.
Mauereidechsen-Schutz am Hauptbahnhof Zürich
Ein gutes Beispiel für wirksame Schutzmassnahmen für die Mauereidechse und andere Tierarten ist das Gleisfeld des Vorbahnhofs Zürich. Das Gebiet zwischen dem Hauptbahnhof Zürich und Altstetten ist wegen der Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren ein schützenswerter Lebensraum. Für die zahlreichen Massnahmen haben die SBB von der Stiftung Natur & Wirtschaft das Zertifikat «Naturpark» erhalten. Da es keine Bäume gibt, herrschen Hitze und Trockenheit – ähnlich wie an den Jurahängen. Die Mauereidechsen fühlen sich hier besonders wohl. Für sie wurden Kies- und Sandstreifen angelegt, über die sich die Eidechsen vernetzen können. Zudem liegen entlang der Gleise Gitterkörbe mit Steinen. Hier können sich die Mauereidechsen sonnen oder zum Überwintern verkriechen.
Siehe hierzu das SBB-Video «Das Gleisfeld als Biotop.
Kommentare (1)
René Kunz
am 08.05.2020