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16. Mai 2017
08:00
Wer im Mai auf der Aarepromenade in Brugg zwischen «Gwaggelibrugg» und Schwimmbad unterwegs ist und dabei auf die Vogelstimmen achtet, kann oft einen charakteristischen schleppenden Gesang vernehmen. Bei genauer Beobachtung entdeckt man einen knapp sperlingsgrossen, schwarz-weissen Vogel auf einem Ast sitzend, der unermüdlich singt. Bis zu 7'000 Mal trägt das Trauerschnäpper-Männchen während der Balzzeit pro Tag seine Strophe vor – natürlich mit der Absicht, ein Weibchen anzulocken. Auf der erwähnten Strecke brüten jeweils besonders viele Trauerschnäpper in den aufgehängten Nistkästen.
Wie einige andere, vorwiegend schwarz gefärbte Vögel, etwa die Trauerseeschwalbe oder die Trauerente, verdankt er seinen Namen der Gefiederfarbe. Dabei ist er gar kein «Kind von Traurigkeit». Wenn er spät im Frühling mit den letzten Rückkehrern aus den Winterquartieren im südlichen und tropischen Afrika zurückkommt, sind seine bevorzugten Baumhöhlen resp. Nistkästen meist schon von anderen, daheim gebliebenen Vogelarten besetzt, vor allem Kohl- und Blaumeisen. Diesen gegenüber ist er nicht zimperlich, er verdrängt sie kurzerhand von ihrem Nest und besetzt es für sich. Wie er dabei genau vorgeht, konnte ich leider noch nie beobachten. Doch das Resultat zeigt sich jeweils bei den im Herbst vorgenommenen Nistkastenreinigungen: auf das fein gearbeitete Meisennest, oft noch mit Eiern, hat der Trauerschnäpper ein Nest aus Moos, Grashalmen und dürren Blättern gelegt.
Warum kehrt er nicht bereits früher zurück?
Das hängt mit seiner Nahrung zusammen. Der Trauerschnäpper gehört zu den Fliegenschnäppern und als solcher ernährt er sich vorwiegend von Fluginsekten wie Schmetterlingen, Zweiflüglern, Springschrecken und Käfern. Diese fängt er in einem kurzen Jagdflug von einer Ansitzwarte aus der Luft oder er liest sie im Rüttelflug von Zweigen und Blättern ab. Da er bei uns und weiter nördlich erst im fortgeschrittenen Frühjahr und im Sommer genügend Insekten findet, kehrt er erst ab Ende April in die Brutgebiete zurück. Wer den Trauerschnäpper beobachten oder hören will, sollte sich beeilen. Nach der Brutzeit ab Mitte Juni wird es ruhiger um ihn und er scheint für eine gewisse Zeit vom Erdboden zu verschwinden. Erst ab September sind die Trauerschnäpper wieder in grösserer Anzahl zu sehen – wenn sie wieder für den Winter nach Afrika ziehen.
Merkmale
Der Trauerschnäpper ist etwas kleiner als ein Haussperling. Er erreicht eine Körperlänge von etwa 13 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 21 bis 24 Zentimeter sowie ein Gewicht von etwa 12 bis 15 Gramm. Das Männchen zeigt sich im Sommer in einem kontrastreichen Prachtkleid. Das Gefieder ist schwarz und weiss. An der Stirn sind zwei weisse Flecken sichtbar.
Im Schlichtkleid (Herbst/Winter) sieht er dem Weibchen sehr ähnlich. Dieses ist insgesamt stumpf braun, beige und weiss gefärbt. Die Oberseite weist eine graubraune Färbung mit einem weissen Flügelfeld auf. Die Unterseite ist gelb- bis bräunlichweiss gezeichnet.
Der Trauerschnäpper hat einen charakteristischen, schleppenden Gesang, den man sich mit der Eselsbrücke «Zieh-zieh-zieh-Wägeli-zieh» merken kann.
Verbreitung/Lebensraum
Der Trauerschnäpper brütet in grossen Teilen Nord-, Mittel- und Osteuropas bis in den europäischen Teil Russlands sowie in Nordwestafrika. In Griechenland, Italien und in Kleinasien fehlt er gänzlich.
In der Schweiz ist sein Verbreitungsschwerpunkt das zentrale und östliche Mittelland, in der Romandie ist er seltener zu finden. Ebenso fehlt er im Alpenraum und auf der Alpensüdseite. Dort wird er durch seinen Verwandten, den Halsbandschnäpper vertreten.
Der Trauerschnäpper bewohnt Nadel- und Laubwälder mit freiem Raum unter dem Kronendach, auch in Feldgehölzen, in Parkanlagen und grossen Gärten kommt er vor. Im Frühjahr und Herbst kann der Trauerschnäpper als Durchzügler in Büschen und Bäumen für wenige Tage zu finden sein. Er ist ein Langstreckenzieher und in den Monaten von Mai bis September in den Brutgebieten. Sein Winterquartier liegt im tropischen Afrika.
Der Trauerschnäpper ist ein insektenfressender Vogel, der fliegende Insekten fängt oder sie auch von den Blättern und vom Boden pickt. Unter anderem stehen auf seinem Speiseplan Schmetterlinge, Zweiflügler, Springschrecken sowie Käfer. Gelegentlich ernährt sich der Trauerschnäpper auch von Früchten, vor allem im Herbst nimmt er Sämereien und Beeren zu sich.
Die Lebenserwartung des Trauerschnäppers beträgt unter günstigen Umständen in der Natur etwa drei bis fünf Jahre.
Brutverhalten
Die Paarungszeit und die Brutsaison der Trauerschnäpper findet in den Monaten von Mai bis Juni statt. Meist kommt es nur zu einer Jahresbrut. Der Trauerschnäpper ist ein ausgesprochener Höhlenbrüter und baut ein napfförmiges Nest aus Blättern und Moos in einer Baumhöhle oder in einer alten Spechthöhle.
Er nimmt auch gerne Nistkästen an. Dabei verdrängt er auch Arten, die vor ihm mit der Brut beginnen (Meisen, Feldsperlinge). Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Trauerschnäpper in der Schweiz als recht seltener Brutvogel. Danach setzte eine starke Zunahme ein, die unter anderem durch das Aufhängen von Nistkästen begünstigt wurde.
Verwandte
Der Trauerschnäpper gehört zu den Fliegenschnäppern. Seine beiden nächsten Verwandten sind der sehr ähnliche Halsbandschnäpper und der Grauschnäpper.
Kommentare (3)
Silvia Wüthrich
am 02.06.2017Schatzmann Doris
am 24.05.2017Ich freue mich immer wieder Deine informativen Artikel im GA zu lesen.
Sicher braucht es viel Geduld so gelungene Fotos zu schiessen.
Doris Schatzmann
Senn Margrit
am 23.05.2017