Eine Maske wie keine andere
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14. Januar 2021
09:00
Auch andere Schulen in der Region kennen Unterricht am Mittwochnachmittag bereits. An der Bez Turgi, wo auch Jugendliche aus Gebenstorf, Untersiggenthal sowie teilweise aus Würenlingen zur Schule gehen, ist das seit vielen Jahren Alltag. «Das hat den Stundenplan deutlich entspannt», sagt Schulleiter Marius Schneider. In Turgi wird der Mittwochnachmittag oft für Projektarbeiten oder klassenübergreifende Veranstaltungen genutzt, und die Jugendlichen haben in der Regel früher aus. Schneider ist überzeugt, dass der schulfreie Mittwochnachmittag über kurz oder lang überall fallen wird.
An der Kreisschule Surbtal steht der freie Mittwochnachmittag gemäss Co-Schulleiter Marco Heimgartner aktuell nicht zur Disposition: «Wir erachten es als sinnvoll, den freien Nachmittag in der Mitte der Woche zu haben, um durchatmen zu können.» In Betracht gezogen werde eine Änderung erst, wenn man mit den Spezialräumen – etwa für die Fächer Werken oder Hauswirtschaft – an die Grenzen stosse, sagt Heimgartner: «Im Moment reicht unsere Infrastruktur aber gut aus, um es anders zu lösen.» Allerdings war auch im Surbtal bis vor einigen Jahren am Mittwochnachmittag Unterricht, als die Oberstufe noch vier Jahre dauerte. In Spitzenzeiten wurde etwa die Bezirksschule in Endingen mit bis zu sechzehn Klassen geführt. Aktuell sind es nur neun. (is)
Im Schulgesetz ist verankert, dass Schülerinnen und Schüler einen Nachmittag pro Woche frei haben müssen. Für Generationen von Schülerinnen und Schülern war es sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz, dass es der Mittwochnachmittag ist. Damit ist nun in Obersiggenthal bald Schluss: Ab dem kommenden Schuljahr werden die fünf siebten Klassen im Oberstufenschulhaus (OSOS) am Mittwochnachmittag Unterricht haben. Carlo Albrecht, Schulleiter Oberstufe, begründet die Massnahme mit der gestiegenen Anzahl an Pflichtlektionen im neuen Lehrplan 21: «Neu sind es 34 Pflichtlektionen, und mit Wahlfächern steigt die Zahl schnell mal auf 37. Das hat zum Teil Neun-Stunden-Tage mit vielen Kernfächern zur Folge.» Ein nicht minder gewichtiger Grund ist die beschränkte Kapazität bei Schulräumen, Sporthallen und dem Hallenbad, die in Obersiggenthal besonders knifflig ist. Die prekäre Situation kann zwar mit dem kürzlich bewilligten Neubau des Schulhauses Goldiland teilweise behoben werden – doch bis dieser realisiert ist, dauert es noch einige Jahre.
Man habe bereits vor einem Jahr festgestellt, dass man an der Oberstufe in einen Engpass laufe, erklärt Carlo Albrecht. «Deshalb haben wir einen Antrag bei der Schulpflege gestellt, am Mittwochnachmittag unterrichten zu können.» Die Schulpflege nahm den Antrag an, und zu Beginn des aktuellen Schuljahres wurden die Eltern über die Änderung per August 2021 informiert. Die Öffentlichkeit informierte die Schule aber erst vor zwei Wochen – aus einem ganz bestimmten Grund: «Wir wollten verhindern, dass es heisst, wir wollten die Abstimmung über den Neubaukredit für unsere Zwecke beeinflussen.»
Gruppenraum als Luxus
Die Raumknappheit hat sich mit der Corona-Pandemie nochmals verschlimmert. «Einen Luxus wie Gruppenräume können wir uns schon lange nicht mehr leisten», erklärt Lehrerin Petra Wildi, die an der Bezirksschule Klassen- und Englischlehrerin ist. Das OSOS beherbergt neben der Real-, Sekundar- und Bezirksschule auch noch fünf Primarklassen. Alle anderen verfügbaren Zimmer werden als Klassenzimmer oder für Fachunterricht genutzt. Bis zu den Sommerferien hatte die Schule einen zusätzlichen freien Raum für die Lehrpersonen, seit August ist dort eine Primarklasse untergebracht. «Fachlehrpersonen, die kein eigenes Schulzimmer haben, haben somit keinen ruhigen Ort mehr, an dem sie konzentriert vorbereiten oder korrigieren können», erklärt Dave Schmid, Lehrer einer 3. Realklasse. Die Lehrerkonferenzen finden Corona-bedingt in der Aula statt.
Seit Corona dürfen die Jugendlichen auch nicht mehr in den Gängen in Gruppen arbeiten. «In Arbeitsphasen schränkt dies die Unterrichtsqualität vor allem bei grossen Klassen ein», weiss Schmid, der selber froh ist, eine kleinere Klasse zu haben. Als Nachteil sieht der Lehrer, der im Sommer eine 1. Real übernehmen wird, dass die Schülerinnen und Schüler sich künftig nicht mehr mit Gspänli aus einer anderen Altersstufe am Mittwochnachmittag treffen können.
Neu Dienstag oder Donnerstag
Welcher Nachmittag künftig anstelle des Mittwochs unterrichtsfrei ist, steht noch nicht definitiv fest. Gemäss Schulleiter Albrecht dürfte es aber der Dienstag- oder Donnerstag sein. Von Eltern und Jugendlichen kamen bisher kaum Reaktionen auf die neue Situation. «Sie werden sich aber wohl erst einmal daran gewöhnen müssen, dass der freie Mittwochnachmittag nicht mehr heilig ist», glaubt Lehrerin Petra Wildi. Problematischer könnte es für Familien werden, die nun die Betreuung ihrer Kinder an einem anderen Wochentag, den sie jetzt noch nicht kennen, organisieren müssen: «Für sie bedeutet dies einen zusätzlichen organisatorischen Aufwand», ist ihr bewusst. Auch für Teilzeit arbeitende Lehrpersonen mit kleineren Kindern werde es herausfordernder, wenn sie am Mittwochnachmittag arbeiten müssen.
Harmonischerer Stundenplan
Zwar durfte jede Lehrperson angeben, ob sie am Mittwochnachmittag eingeteilt werden möchte – eine Garantie auf den freien Nachmittag kann die Schulleitung aber nicht geben: «Wir versuchen jedoch, die Wünsche so gut wie möglich zu berücksichtigen», erklärt Schulleiter Albrecht. Generell haben die Lehrpersonen die Massnahme jedoch mit Wohlwollen aufgenommen: «Für sie ergibt sich daraus eine bessere Verteilung der Lektionen über die Woche, der Stundenplan wird harmonischer.» Dies vereinfacht auch die Arbeit des Stundenplanungsteams enorm, weil auch die Raumzuteilungen besser koordiniert werden können.
Ganz brandneu ist Unterricht am Mittwochnachmittag allerdings auch in Obersiggenthal nicht. Bereits vor mehreren Jahren wurde das Wahlfach Tastaturschreiben und im Schuljahr 2019/20 das IT-Praktikum «Arduino-Labor» dorthin verlegt. «Die Schülerinnen und Schüler haben wir frühzeitig mit der Verteilung des Anmeldeformulars informiert, und so konnten sich die Familien rechtzeitig organisieren», erinnert sich der Schulleiter.
Am 1. Juni wird nun der Stundenplan für das Schuljahr 2021/22 den Klassen abgegeben – spätestens dann werden auch die künftigen Siebtklässler realisieren, was die Umstellung konkret bedeutet. Lehrerin Petra Wildi, die seit neun Jahren in Obersiggenthal unterrichtet, sieht dem Ganzen gelassen entgegen. «Für den ersten Jahrgang ist es sicher speziell, aber nach ein paar Jahren haben sich wohl alle daran gewöhnt, und es wird Normalität.»
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