Ein Publikumsmagnet entsteht
Livemusik und Sportübertragungen – das ist das Konzept der neusten Bar von Dano… Weiterlesen
03. Juli 2018
11:25
Ein paar Kinder im Publikum kichern verlegen und tuscheln. Sind die beiden etwa verliebt, die sich da im Scheinwerferlicht so tief in die Augen schauen? Konzentriert legt das Tanzpaar vor aller Augen einen sinnlichen Merengue aufs Parkett. Noch vor wenigen Wochen wäre das undenkbar gewesen für die Jugendlichen der vier beteiligten Lengnauer 5. und 6. Klassen. Bei Projektstart von «Dancing Classrooms» am 26. April hatten sie noch mit den pubertären Berührungsängsten zwischen den Geschlechtern zu kämpfen. «Möglichst viel Abstand halten, möglichst nicht in die Augen sehen», sei das Motto in der ersten Tanzstunde gewesen, erzählt ein Mädchen später beim Interview auf der Bühne. Manche zogen sogar die Ärmel ihrer Pullover über die Hände, um eine direkte Berührung zu verhindern.
Beim Schlussfest ist davon nichts mehr zu spüren. Merengue, Rumba, Foxtrott, Swing, Tango, Walzer und Polka: Das Repertoire der jungen Tänzerinnen und Tänzer ist beachtlich. Jede Klasse stellt zwei Tänze vor. Vor jedem Auftritt zeigen sie auf der Bühne eine Darbietung, mal einen Sketch, aber auch Interviews oder Gesang. Danach präsentiert ein Pärchen zuerst den Tanz, und schliesslich steigt die ganze Gruppe ein.
In 18 Lektionen lernten sie zweimal wöchentlich von Tanzlehrerin Janine Bredange nicht nur die jeweiligen Tanzschritte, sondern beschäftigten sich auch mit dem Ursprung der verschiedenen Paartänze, lernten Tanzhaltungen und die «Regeln» des Projekts, das seinen Ursprung in New York hat. Dazu gehört, dass man seinem Gegenüber Respekt zollt: Auf Janine Bredangers Kommando «Danke, Partner» halten die Pärchen inne. Die Mädchen machen einen höflichen Knicks, die Männer verbeugen sich. Dann fährt die Tanzlehrerin fort: «Der Gentleman lädt die Lady zum Tanzen ein.» Nun rücken die jungen Tänzer im Gegenuhrzeigersinn weiter und begrüssen ihr neues Gegenüber. Partnerwechsel? Kein Problem! Die Lengnauer Jugendlichen haben gelernt, dass man mit jedem tanzen kann, egal ob man den andern nun nett findet oder nicht. «Ich finde es gut, dass man nicht auf eine einzelne Person fixiert ist, sondern mit jedem tanzen kann», bestätigt ein Junge.
In Zeiten von Instagram und YouTube mögen solche Rituale und Anreden etwas antiquiert wirken. Doch «Dancing Classroom» gelingt es dadurch spielend, Werte wie Respekt, gegenseitige Toleranz, Teamgeist und Selbstwertgefühl zu vertiefen und Hemmschwellen zu überwinden. Das Projekt passte perfekt ins Jahresthema der Schule: Musik und Bewegung.
Beim Linedance treten noch einmal alle rund 70 Schülerinnen und Schüler gemeinsam auf – ein wuchtiger Abschluss! Schulleiter Björn Bestgen ist «extrem begeistert: Das Projekt hat die ohnehin gute Stimmung an der Schule weiter verbessert. Die vier beteiligten Klassen sind eine verschworene Einheit geworden, und auch die Klassen- und Fachlehrer machten mit», lobt er zufrieden. Zwar ist «Dancing Classroom» nicht gerade ein günstiges Projekt, Kanton und Gemeinde finanzierten es je zur Hälfte. «Aber es hat sich mehr als gelohnt», findet der Schulleiter. Und das wichtigste Kompliment kommt von Projektleiterin Janine Bredange: «Ihr seid richtige Ladies und Gentlemen geworden.» Die sich problemlos in die Augen schauen können!
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