«Blumen sind Seelenbalsam»
In der Brugger Altstadt erfüllt sich Cynthia Maurer einen Traum. Am 2. März… Weiterlesen
10. Februar 2021
09:30
Dieses Jahr gibt es keine Fasnachtsbälle, keine Schnitzelbänke, keine Guggenkonzerte, keine Fasnachtsumzüge … aber halt: Ein von unbeirrbaren Fasnächtlern bewohntes Dorf hört nicht auf, dem viralen Eindringling Widerstand zu leisten.
Und so gibt es trotzdem einen «Umzug» durchs Dorf entlang den Brunnen: Die neu gegründete Clique «Siggenbergstürchler» hat sich auf die Fahne geschrieben, den Untersiggenthaler Fasnachtsumzug am Leben zu erhalten und künftig zu organisieren. Der Brunnen an der Dorfstrasse 22 zeigt: die «Siggenbergstürchler» sind parat. Weiter vorne an der Dorfstrasse 40 streut die Heidugger-Clique Konfetti über den Brunnen. Vor Umbrichts Laden ist Holdrio der Wasserschlossfäger angesagt, und auf dem Bänkli davor sitzt auch noch einer, den ganz Untersiggenthal kennt. Weiter gehts zum Brunnen vor dem Restaurant Löwen. Das Maskottchen der Räbefoniker hat sich hier während der Fasnachtszeit im Brunnen niedergelassen. Die Dorfstrasse ist lang, und so hofft an der Nummer 86 die Musikgesellschaft mit Bsteck und Musig auf sozialere Zeiten.
An der Kreuzung Hinterdorf-, Rebberg- und Müselstrasse wünscht Familie Schilling «Schöni Fasnacht!» Am Staldenstrassen-Brunnen fragen sich die ehemaligen «Schumacherhuus-Buebe», warum alle Masken tragen? Klare Antwort: wegen des CO2-Ausstosses. Geisterhaftes findet auf dem Steinenbühl statt: Die «Steinenbühl-Gang» treibt am Brunnen vor dem Restaurant ihr Fasnachtsunwesen. Zurück ins Dorf der unbeirrbaren Fasnächtler. Beim Ortsmuseum geht es edel zu: Der dunkelrote, samtene Theatervorhang vom Kino Sterk kommt zum Einsatz; er wurde von Barbara und Gilbert Cumetti königlich mit goldener Krone über den Brunnen drapiert. Auch an einigen Fenstern und Türen in ganz Untersiggenthal sind fasnächtliche Sujets und Dekorationen zu erspähen: Die fünfte Jahreszeit ist auch 2021 präsent.
Auch in Baden denkt niemand daran, die Fasnacht wegen Corona ausfallen zu lassen. Die Badener Fasnacht lebt virtuell – und äusserst originell. Zu verdanken ist das der Spanischbrödlizunft. Auf ihrer Website wurde die alte Tradition der Fasnachtszeitung als «Nullnummer» wieder zum Leben erweckt. «Die Gelbe», so hiess die Fasnachtszeitung im Volksmund, erschien bis ins Jahr 2005. Sechzehn Jahre später ist sie wieder da.
Nebst der virtuellen Wiederauferweckung, kann man die Zeitung auch physisch (und inklusive Fasnachtsplakette) an verschiedenen Verkaufsstellen für 10 Franken erwerben. Unter anderem in der Apotheke Wyss, Bahnhofstrasse, und in der Bäckerei Spitzbueb, Mellingerstrasse.
Auch auf die Verbrennung des Füdlibürgers muss dieses Jahr nicht ganz verzichtet werden. Auf der gleichen Website wird die Urteilsvollstreckung mit Playmobilfiguren äusserst originell nachgespielt. Mit dem Urteilsspruch «Scharfrichter, zünd a» wird der Füdlibürger, natürlich mit Hygienemaske, angezündet. Wie die Fasnachtszeitung in ihrer Nullnummer berichtet, wäre es aber fast zur Begnadigung durch Donald Trump gekommen. Die Justizkommission der Zunft lehnte aber ab, da sein Anwalt «Giuliani keine juristisch-närrische Zulassung für das Amtsgericht des Cantons Baden vorweisen konnte».
Selbstverständlich dürfen auch die Schnitzelbänkler nicht ausbleiben. Normalerweise treten sie vor leicht angeheitertem Publikum auf. 2021 ist auch bei ihnen das Zeitalter von Homeoffice angekommen. Viele bekannte Gruppen haben darum ihre Produktionen auf Facebook und Youtube verlagert. An der Qualität hat das keine Einbusse bewirkt, wie das Beispiel der Schnitzelbänkler «Blächschade» zeigt:
Di einte findet,
es isch höchschti Zyyt.
Andere säged,
es isch no lang nid so wyt.
Sie ghörets zwar täglich,
doch wänd sie s nöd glaube.
Alles Lug und Trug i ihrne Auge.
Vils z’lang werdet mir beherrscht,
es söll ändlich verschwinde
Donald, mir gsänd dich lieber
vo hinde.
Do-it-yourself-Schnitzelbänke
Mit einem spannenden Wettbewerb fordert die Spanisch-Brödli-Zunft die Fasnächtler zum Mitsingen auf. Dazu hat sie in ihrer Fasnachtszeitung drei Sujets vom Badener Karikaturisten Sven Wegmann anfertigen lassen. Die Verse stammen von der Kabarettistin Patti Basler. Wer die Schnitzelbänke auf Facebook oder Instagram am besten vorträgt, erhält einen Preis. Auch bei diesen Versen zeigt sich das komische Talent von Patti Basler. Zur Tennis-Ikone Roger Federer dichtet sie:
Ich bi wie d’ Schwiz:
Es Wunschchind vom Al Bundi
und em Ghandi
Verchaufe Schueh,
und loh mich au Ganz fridlich
uf e Sand i
Das OK hofft, im nächsten Jahr wieder eine «normale» Fasnacht durchführen zu können. Der Termin steht schon: vom 24. Februar bis 2. März 2022.
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