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10. Mai 2022
20:25
Am kommenden Sonntag präsentieren sich unter dem Motto «Klein, aber fein» Kunst und Handwerk. Zehn Ausstellende aus der Region zeigen ihre Arbeiten. Mit dabei sind nebst Nina Kocher das BlütenMeer mit Floristik von Cynthia Maurer, Christiane Simmen mit Porzellanmalereien, Fäze Bräu mit Windischer Bier, Isorno Men‘s Wear von Luca Bernasconi, Maja Hungerbühler mit textilen Zierstickereien, Marlis Holzer mit Heisswachsbildern, Regula Lindenmann mit Filzkreationen, Textile-s mit Kleidern und Accessoires und das Webatelier Vitrine. Fürs Wohl der Gäste sorgen Café und Grillstand.
Sonntag, 15. Mai, 10 bis 17 Uhr
Bossartschüür, Windisch
klein-fein.ch
Die Begabung fürs Handwerk hat Nina Kocher von ihrem Grossvater geerbt, den Sinn fürs Schöne von ihrer Mutter Theresia Anderes, die in der Brugger Altstadt das Antiquitätengeschäft «Nostagie» betreibt. In deren ehemaligem Lager am Hansfluhsteig 5 hat sich die Goldschmiedin ein kleines Juwel geschaffen. Kaum ein Jahr ist es her, da hat sie die Räume selbst renoviert, verputzt, gestrichen – und eingerichtet. Am Anfang wollte sie sich nicht gleich festlegen und in ihrem neuen Atelier erstmal «schnuppern und schauen, obs passt». Dann aber wusste sie: Das wird mein Geschäft.
Inspiration aus Südamerika
Dass die Räumlichkeiten nicht gerade mitten im Zentrum liegen, macht der quirligen Schmuckexpertin gar nichts aus. «Ich bin sozusagen der Geheimtipp», lacht sie in ihrer fröhlichen Art. Sie habe erst mit der Zeit bemerkt, dass ihr Geschäft am nationalen Wanderweg liege. «So kommen lauter beschwingte Menschen hier vorbei», schmunzelt sie. Viele bleiben an ihrem Schaufenster hängen, treten ein oder kommen wieder. «Mittlerweile habe ich Kundschaft bis nach Amerika», erzählt die Goldschmiedin.
Die weite Welt ist auch ihr vertraut. Nach ihrer Lehre in Zürich reiste sie ein halbes Jahr lang durch Südamerika. «Es war grossartig», schwärmt sie. Sie habe jedes Museum besucht, den Schmuck der Mayas und Inkas studiert und sich inspirieren lassen von Farben, Formen und Techniken. «Mich fasziniert dieses alte Handwerk», sagt Nina Kocher – und erzählt von ihrer Begeisterung für all die Facetten ihres Berufs, der ebenso vielseitig ist wie sie selbst. «Ich bin ein Paradiesvogel», strahlt sie, «der magisch angezogen wird von allem Schönen.»
Der Vielfalt verpflichtet
Das Schöne kommt in ihrem Metier aus dem Dunkel der Erde. Mehrere der Minen, in denen Edelsteine und -metalle gewonnen und bearbeitet werden, hat Nina Kocher selbst besucht. «Ich mag diesen direkten Draht zu den Produzenten», erklärt sie. Zu wissen, woher die Steine kommen, helfe ihr, die ethischen Prinzipien einzuhalten. «Jeder Stein erzählt eine Geschichte», sagt die 38-Jährige. «Und die fliesst ins Schmuckstück mit ein.»
Für ihre Kundinnen und Kunden lässt sich Nina Kocher auf fast jedes Abenteuer ein. Sie, die als Schmuckdesignerin bei Bucherer gearbeitet und die «roten Teppiche» der Haute Joaillerie von Cartier, Chopard und Co. studiert hat, ist reich an Erfahrungen – in allen Dimensionen. «In Brugg fertige ich zwar keine Colliers mehr für eine halbe Million», lacht sie. «Aber ich habe keine Angst vor verrückten Ideen und kostbaren Steinen.» Ihr Background helfe ihr, ganz unverkrampft auf die Bedürfnisse ihrer Klientel einzugehen. Der Austausch mit den Kunden ist ihr wichtig. Einfach einen Fertigschmuck aus der Schublade zu ziehen, ist definitiv nicht ihr Ding. «Ich mag es, neue Stücke zu entwerfen und mit Materialien, Formen und Farben zu experimentieren.» Sie liebe die Abwechslung – dies gilt auch für den Schmuck, den sie selber trägt. Sie mag das romantische Erbstück der Grossmutter ebenso wie die riesigen blumenförmigen Ohrringe aus Gold oder die symbolträchtige Halskette mit dem Anker aus Diamanten.
Für Vielfalt sorgen auch ihre Kundinnen und Kunden. Vom U-BootSchlüsselanhänger über archaische Meteoriten-Manschettenknöpfe bis hin zur Gürtelschnalle aus dem ehrwürdigen Familien-Silber – an überraschenden und unkonventionellen Aufträgen mangelt es Nina Kocher nicht. Zu tun hat die Goldschmiedin mittlerweile mehr als genug. Um wieder etwas Musse zu haben, musste sie bei Reparaturaufträgen den Riegel schieben. Zudem hofft sie, ab Herbst einen Lehrling ausbilden zu können.
Auftanken ist ihr wichtig. «Ein Glück, dass meine Oase gleich neben dem Atelier liegt», sagt sie. Braucht sie etwas Luft, steigt sie auf den Farbturm, den ihre Mutter seit siebzehn Jahren bewohnt und an den auch Nina Kochers Wohnung, die sie mit ihrem Partner und Perserkatze Amor teilt, grenzt. «Der Blick über die Altstadt ist traumhaft», schwärmt die Goldschmiedin. Und lodert im nächsten Moment für eine neue Idee. Kein Wunder, dass der Spinell mit seiner Farbenfacette und dem Diamantglanz einer ihrer Lieblingssteine ist: «Er hat einfach ein wahnsinniges Feuer», strahlt Kocher – und setzt sich wieder hinter die Werkbank. Trotz «Glitter and Glamour»: Sie bleibt dem schlichten Kern ihres Berufs verpflichtet – und liebt nichts mehr als «mit den Händen zu arbeiten».
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